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Nachhaltige Datenpfade. Digitale Infrastrukturen in der Wissenschaft (05.–07.11.2024) – Ein Bericht

Was braucht es für nachhaltige Dateninfrastrukturen?

Vom 05. bis 07. November 2024 fand der Mapping-Workshop »Nachhaltige Datenpfade. Digitale Infrastrukturen in der Wissenschaft« statt. Das Teilprojekt A02 »Virtuelle Informationsinfrastrukturen« hat sich mit Akteuren aus der Universität – allesamt Gestalter_innen neuer, digitaler Infrastrukturen – zusammengesetzt, um mit ihnen die Möglichkeiten und Grenzen einer nachhaltigen universitären Dateninfrastruktur zu erörtern. Dies ist ein Bericht zu diesem Workshop.

17. Dezember 2024

Was braucht es für nachhaltige Dateninfrastrukturen? Eine nachhaltige universitäre Dateninfrastruktur? Im Teilprojekt A02 untersuchen wir die Akteure, die unsere lokale Infrastruktur gestalten und nutzen, um die Hauptakteure und ihre Hauptanliegen zu identifizieren und um herauszufinden, wie man eine nachhaltige Infrastruktur aufbauen kann. Was muss getan werden, um anders über universitäre Dateninfrastrukturen und deren Materialverbrauch nachzudenken? Das neu gebaute RUB-Rechenzentrum ist ein Schlüsselbeispiel für unsere Forschung, aber es geht auch darüber hinaus: Forschungsdatenmanagement, den Betrieb von Rechenzentren undHochleistungsrechnern, Energiemanagement, Beschaffung und natürlich die Wissenschaften, die in einem globalen System namens Wissenschaft und Hochschulbildung nach Wissen streben.

Die Veranstaltung: Diskussion übernachhaltige Datenpfade

Nach zwei Jahren ethnographischer Forschung und rund 50 Interviews haben wir unsere Gesprächspartner_innen und weitere Akteure aus unseren Forschungsbereichen eingeladen, um erste Ergebnisse zu diskutieren. Wir verwenden Methoden aus den Sozialwissenschaften, die eine enge Interaktion mit der Gesellschaft suchen und ihre Ergebnisse über die Grenzen der Wissenschaft hinaus qualifizieren und testen. Wir nannten unseren Aufbau »Mapping-Workshop«: ein Gruppendiskussions-Setup, in dem wir Interviewdaten und unsere Analyse präsentierten und die Teilnehmer_innen mit provokanten Ideen konfrontierten. Wir klebten bunte Ausdrucke an eine Glaswand und erstellten so eine »Karte« dieser verschiedenen Perspektiven, wie in Abbildung 1 zu sehen (gelb = Interviewschnipsel, rot = Analysen, blau = Provokationen). Ein großer Raum mit einer Glastrennwand half uns, eine produktive Atmosphäre zu schaffen. Die lebhaften Diskussionen unter den verschiedenen Teilnehmer_innen bereicherten das Mapping und ergänzten sie. Darüber hinaus lieferten Graphic Recording Künstlerinnen inspirierende Darstellungen, die weiteren Diskussionsstoff boten. An den Nachmittagen berieten wir uns mit Expert_innen vom Tantlab, Kopenhagen, um die Karte zu interpretieren und Ansätze für eine analytische Auseinandersetzung zu entwickeln. Der Workshop war somit ein hervorragendes Instrument zur Bewertung unserer Analyse, zur Prüfung von Hypothesen und zur Gewinnung zusätzlicher Informationen, die durch vorherige Interviews und Datenanalysen nicht zu Tage gefördert werden konnten.

Ein Raum mit einem großen Tisch liegt vor Ihnen, verschiedene A4-Seiten in Gelb, Blau und Rot füllen den Tisch. Chaos und Struktur zugleich. Hinter dem Tisch befindet sich eine Glaswand, die den großen Raum abtrennt, an der Glasfront kleben viele Zettel. Dies ist unsere Karte, die während der Veranstaltung von den Akteuren kommentiert wird. Ein transparentes Mapping. Hinter der Glaswand stehen ein paar Leute und schauen sich die Zettel von hinten an, um über die implizite Struktur nachzudenken. Weit hinten befindet sich die eigentliche Wand des großen Raumes, mit Kaffee usw.
Abb. 1: Mapping in action, die Vorbereitung
Ein weiterer Blick auf die Glaswand von der Seite, mit dem Schwerpunkt auf einer comicartigen Darstellung einer Notiz. Diese Notiz lautet: „Mein Haus, mein Auto, mein HPC [High-Performance Cluster]“ und stellt eine Äußerung dar, wie einige Professor_innen angeblich über die Nutzung von High-Tech-Infrastrukturen als Prestigefrage denken. Die Zeichnung bezieht sich auf eine in Deutschland weithin bekannte Werbekampagne.
Abb. 2: Live-Anreicherung des Mappings durch Graphic Recording

Zunächst haben wir untersucht, wie wissenschaftliche Daten mit Fragen der ökologischen Nachhaltigkeit zusammenhängen. Dies umfasst die Bereiche Hard- und Software, Strom, Finanzierung, Lieferanten und Beschaffung sowie Wissenschaft, Infrastrukturbetrieb, Verwaltung und Regulierung. Zweitens fragten wir, was die Schaffung nachhaltiger Infrastrukturen behindert und wie die Nachhaltigkeit von Infrastrukturen verbessert werden kann. Diese Fragen erfordern besonderes Wissen, Kompetenzen und Verständnis, z.B. in Bezug auf Kreativität, Vereinbarungen, Vorschriften, Überwachung, Wartung, Reparatur, Ersatz und Workarounds. Da die empirischen Daten auf vielfältige Verbindungen zwischen den verschiedenen Akteuren hindeuten, müssen die Veränderungen so organisiert werden, dass sie zusammenwirken.

Ergebnisse des Workshops

Nach der Vorstellung ausgewählter erster Ergebnisse waren die Workshop-Teilnehmer_innen bemüht, ihr Wissen einzubringen und unsere Forschungsergebnisse zu vertiefen. Unsere Gesprächspartner_innen nutzten die Gelegenheit, sich interdisziplinär, fakultätsübergreifend und teilweise auch kritisch mit Kolleg_innen aus anderen Fachbereichen auszutauschen. Dies ermöglichte detaillierte Einblicke in die Funktionsweise einer universitären Dateninfrastruktur und in die (insbesondere strukturellen) Faktoren, die Praktiken ökologisch nachhaltig bzw. nicht nachhaltig machen. Einige Punkte sind erwähnenswert.

Zu den wichtigsten Problemen, die wir während der Veranstaltung festgestellt haben, gehören unter anderem:

Dies ist nicht das Ende unserer Forschung. Die digitale Infrastruktur der Hochschulen entwickelt sich ständig weiter, und so auch die Infrastruktur der RUB. Stay tuned, oder nehmenS ie Kontakt auf, denn wir sind gespannt, wie die Dinge laufen und wie sich aktuelle Reformen auswirken.

Kontakt

Sonderforschungsbereich 1567 Virtuelle Lebenswelten – Projekt A02 Virtuelle Informationsinfrastrukturen

Leman Çelik, Doc, Ruhr-Universität Bochum, Universitätsstr. 150, GB 8/34, 44801 Bochum, Deutschland / leman.celik@rub.de

Stefan Laser, Postdoc, Ruhr-Universität Bochum, Universitätsstr. 150, GB 8/34, 44801 Bochum, Deutschland / stefan.laser@rub.de

Estrid Sørensen, Principal Investigator, Ruhr-Universität Bochum, Universitätsstr. 150, GD 1/249, 44801 Bochum / Postfach 80 / estrid.sorensen@rub.de