Semiconductors in Vietnam as a Public Controversy
Das Teilprojekt A02 untersucht die Verflechtung von Wissensproduktion und planetarischen Ressourcen am Beispiel von Rechenzentren, zu diesem Zweck werden Wertschöpfungsketten von Chips verfolgt. Am 6. März veranstaltete das Teilprojekt in Hanoi eine Diskussion über die Entwicklungen in der Chipindustrie. Innovationen in der Halbleiterindustrie und neue Virtualisierungstechnologien gehen in Hand in Hand, diese Verbindungen reichen von VR-Brillen und Simulationen über High-Performance-Computing bis hin zu zuverlässigen Virtualisierungstechnologien im Cloud-Management. Chips sind ein heißes Thema.
Es ist nicht einfach, den Zustrom neuer Technologie zu sichern; in der Branche sind die Lieferengpässe auf dem Höhepunkt der Coronavirus-Pandemie noch sehr präsent. Auch die Spannungen zwischen China und den USA machen die Produktion zu einer heiklen Angelegenheit. Man spricht von „Chip Wars“. In diesem Zusammenhang zeichnet sich Vietnam als Alternative zur Chipproduktion ab – zunächst nur am so genannten unteren Ende der Wertschöpfungskette, aber vielleicht bald auch mit Blick auf wertvolle Arbeit im Hochpreissegment der Produktion oder mit mehr Aktivitäten im Design. Im vergangenen Jahr besuchte etwa US-Präsident Joe Biden Hanoi und brachte ein gutes Dutzend amerikanischer IT-CEOs und prominente Namen aus der Chipindustrie mit. Ein paar Wochen später schlürfte der umtriebige Chef von NVIDIA auf den Straßen der Hauptstadt eine Suppe. Das Land soll ein zweites Zuhause für die Chipentwicklung und -produktion werden. Viel ist in Bewegung, es gibt aber auch viel Unsicherheit.
Die Rolle Vietnams in der Wertschöpfung ist dabei nicht unumstritten. So sind die Folgen für die Arbeitnehmer und die fruchtbaren Deltas im Norden und Süden des Landes schwer abzuschätzen. Gemeinsam mit dem lokalen Architekturbüro und Forschungsteam von Hanoi Ad Hoc haben wir uns Unternehmensdaten, rechtliche Entwicklungen und den öffentlichen Diskurs angeschaut, um einen Zugang zur komplexen Gemengelage zu finden. Im Rahmen einer informellen Veranstaltung (Stichwort: öffentliche Zensur und Repression) präsentierten wir ein “Mapping of Controversies” und Thesen, um die Branchendynamik mit Expert*innen zu diskutieren. Der Erfahrungsaustausch war äußerst fruchtbar und lehrreich – und die Zwischenergebnisse können sich sehen lassen, der Design-Kooperation sei Dank. Aus dem “Mapping of Controversies” soll eine digitale Version erstellt werden.
Wir nutzen die Fallstudie, um die materiellen Folgen des Ausbaus von Rechenzentren an konkreten Standorten festzumachen, die nur allzu leicht übersehen werden. Die Forschung zum Fall Hanoi wird zudem verglichen und in Verbindung gebracht mit Entwicklungen in Taiwan, dem Chip-Powerhouse der Welt.
Stefan Laser