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Auftakt! – Eine Nachlese

Von Vertikalen, Leitbildern, Algorithmen und Glitches

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligte am 27. Mai 2022 den Sonderforschungsbereich 1567 Virtuelle Lebenswelten, am 1. Juli 2022 ging dieser offiziell an den Start und nun wurde am Freitag, den 18. November endlich auch mit Beteiligten, Kooperationspartner:innen und Freund:innen auf den Erfolg dieses Forschungsvorhabens angestoßen.

23. November 2022

Am 18.November 2022 fand die feierliche Eröffnung des SFB 1567 Virtuelle Lebenswelten im Deutschen Bergbau-Museum Bochum statt. Rund 150 geladene Gäste feierten mit den Mitgliedern des SFB 1567.

Die wissenschaftliche Direktorin des Deutschen Bergbau-Museums Prof. Dr. Sunhild Kleingärtner begrüßte die Gäste im Auditorium. Sie verwies in ihrer kurzweiligen Ansprache auf die Gemeinsamkeiten zwischen dem eigenen Haus – das Deutsche Bergbau-Museum Bochum ist Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen – und dem neuen SFB 1567 Virtuelle Lebenswelten, beide zeichneten sich durch Forschungsstärke und begeisterte Wissenschaft aus.

Die feierlichen eröffnenden und einleitenden Grußworte oblagen dem Sprecher des SFB 1567 Prof. Dr. Stefan Rieger. Dieser betonte das zunehmende Normalwerden von Virtualität, das viele Lebenswelten bereits durchdringe. Dabei sei es für die Forschung im SFB zweitrangig, ob es sich um erzählte oder codebasierte Welten handele. Rieger hob in seiner kurzen Hinführung nicht auf die medientechnischen Verfasstheiten von Virtualität ab, sondern betonte die Lebenswelten als Orte der Forschung: „Deren Agenten sind Menschen und Tiere, Pflanzen und Algorithmen, Artefakte und Biofakte, Maschinen und Medien, Belebtes und Unbelebtes, Simuliertes und Modelliertes, Reales und Virtuelles. Im Netz dieser Agenten entstehen neue Kommunikationen und Kollaborationen, neue Designentwürfe und Teilhaben, neue Verantwortlichkeiten und Sozialformen, neue Erfahrungsräume und Handlungsformen.“ Wie generisch sich der Befund der Verlebensweltlichung von Virtualitäten auch in einen Raum wie das Deutsche Bergbau-Museum Bochum fügt, machte er mit einem Rückgriff auf Hans Blumenberg deutlich: „Wie unter der Hand koppelt Blumenberg die Favorisierung des Vertikalen an eine Umstellung von einem Warenverkehr, der mitsamt der ihm zugehörigen Infrastruktur der Horizontalen angelegt ist, zu einem Datenverkehr, der im Senkrechten stattfindet. Es ist diese Vertikale, die dem Ort unserer Zusammenkunft ihre Gestalt verleiht: Es ist ein Förderturm, der einen Umgang mit der Tiefe erlaubt, der in die materialen Schichten, in die Falten und Layer eintaucht, in ihnen schürft und damit in der Vertikalen Zeit lesbar macht.“

Graphic Recording zur Eröffnungsfeier des SFB 1567 Virtuelle Lebenswelten
Eröffnungsfeier SFB 1567 Virtuelle Lebenswelten, Graphic Recording ©Isabel Schmiedel, 2022

Kanzlerin Dr. Christina Reinhard vertrat die Hochschulleitung der Ruhr-Universität Bochum. Sie betonte die besondere Atmosphäre, die diesen SFB auszeichne. In diesem fänden sich eben nicht nur die notwendige Forschungsexpertise der Geisteswissenschaften für aktuelle und zukünftige lebensweltlichen Fragen, vielmehr füge sich der Sonderforschungsbereich in seiner unprätentiösen Haltung hervorragend in den aktuellen Leitbildprozess „Warum RUB?“ ein, der beinahe zeitgleich mit der Bewilligung des SFB im Mai 2022 angestoßen wurde.

Der Dekan der Fakultät für Philologie Prof. Dr. Oliver Fahle, der stellvertretend für die vier am SFB beteiligten Fakultäten sprach, bemühte anschließend die DFG-Geschichten der Philologien der RUB und verwies damit auf ein beinahe schon als tradiert zu bezeichnendes Fundament interdisziplinären Austauschs zwischen Geistes- und Sozialwissenschaften an der Fakultät für Philologie.

Den Eröffnungsvortrag hielt die Soziologin und Medienwissenschaftlerin Prof. Dr. Elena Esposito. Im Zuge der Verlebensweltlichung von Virtualität sprach sie von der zunehmenden algorithmischen Durchdringung der Lebenswelten. „Maschinen sind in der Lage, erstaunliche Dinge zu tun, nicht weil sie intelligent geworden sind, sondern deshalb, weil sie nicht mehr versuchen, intelligent zu sein – sie tun etwas anderes.“ Sie hätten stattdessen gelernt an Kommunikation teilzunehmen. Diese „künstliche Kommunikation“ begreift Esposito als Virtualität. Virtualität dupliziere die Welt jedoch nicht, sondern sie dupliziere die jeweilige Perspektive zur Welt.

Der Künstler Dominik Geis bot zum Abschluss Einblicke in sein langjähriges künstlerisches Schaffen. Unter dem Thema Performativ-mediale Ausdrucksformen und virtuelle Körperlichkeit zeigte er eine Auswahl seiner Arbeiten, in denen er Körper im Virtuellen inszeniert und diese wieder an analoge Körperlichkeit zurückbindet und dabei die inkludierten Störungen – Glitches – sicht- und erlebbar macht.

Im Anschluss verlagerten sich die Feierlichkeiten in die Ausstellungsräume des Deutschen Bergbau-Museums. Im Maschinenkeller wurde zum Sektempfang geladen und im Kumpels hatten die Forscher:innen des SFB 1567 und ihre Gäste die Möglichkeit ins Gespräch zu kommen und den festlichen Abend gemeinsam ausklingen zu lassen.